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Pflege und Haltung von Wellensittichen & Kanarienvögeln

Einführung

Vor der Anschaffung eines Heimtieres sollte man sich darüber in Klaren sein, dass man damit die Verantwortung für das Wohlergehen des Tieres übernimmt – ein Tierleben lang.

In der Natur steht den Vögeln ein großer Lebensraum zur Verfügung. Die Haltung in Gefangenschaft in meist kleinen Käfigen steht dazu im krassen Gegensatz. Es ist daher ein Gebot des Tierschutzes, sich zuvor gründlich über die Bedürfnisse des neuen Haustieres zu informieren.

Die Haltung von Exoten und einheimischen Waldvögeln, die der freien Natur entnommen wurden, ist aus Gründen des Tierschutzes abzulehnen. Diese Vögel leiden zum einen erheblich unter dem engen Käfig, zum anderen sterben viele Tiere bereits beim Fang, Transport und bei der Quarantäne. Man sollte sich nicht durch den Kauf eines solchen Tieres, auch nicht aus Mitleid, an dieser Tierquälerei beteiligen.

Zu den Vögeln, die seit langem in den verschiedensten Farbvarianten nachgezüchtet werden, zählen Wellensittiche und Kanarienvögel. Leider gibt es bei diesen Tieren mittlerweile Zuchtformen, die als Qualzüchtung bezeichnet werden müssen. Das bedeutet, den Vögeln werden Körpermerkmale angezüchtet, die von einigen Züchtern als besonders exotisch angesehen werden, den Vögeln aber lebenslange Leiden verursacht. Hierzu zählen die Federhaube bei Wellensittichen und Kanarienvögeln, sowie die Positurkanarienvögel. Solche Extremzüchtungen sollten nicht durch den Kauf unterstützt werden.

 

Herkunft und Verhaltensweisen

Die Heimat der Wellensittiche sind die Grassteppen und offenen Waldgebiete Australiens. Dort leben diese Papageien in großen Schwärmen ohne ausgeprägte Rangordnung. Auf der Suche nach Nahrung können diese Vögel im Jahr Tausende von Kilometern zurücklegen. Wellensittiche sind Koloniebrüter; nur während der Brut- und Aufzuchtzeit sind sie sesshaft. Kanarienvögel zählen zur Familie der Finkenvögel.

Vögel dösen mit aufgeplustertem Gefieder und geschlossenen Augen. Wird der Kopf nach hinten gedreht und der Schnabel ins Gefieder gesteckt, schläft der Vogel tief.

Kanarienvögel und Wellensittiche verständigen sich untereinander zum einen durch Körpersprache, zum anderen über vielfältige Lautäußerungen. Wegen ihres Gesangs sind vor allem die männlichen Kanarienvögel bei Tierhaltern sehr beliebt. In Ermangelung eines Gefährten schließen sich einzeln gehaltene Vögel übermäßig eng an den Menschen an und ahmen dabei unter Umständen auch die menschliche Sprache nach. Diese sprechenden Vögel sind strenggenommen verhaltensgestört.

 

Haltung

Sowohl für Kanarienvögel als auch für Wellensittiche gilt: Nur in Gemeinschaft mit Artgenossen kann das vielschichtige Sozialverhalten wie gegenseitige Gefiederpflege, Füttern, Spielen, aber auch das Austragen von Streitigkeiten wirklich gelebt werden. Deshalb sollten diese geselligen Vögel immer mindestens zu zweit gehalten werden. Ein Plastikvogel oder ein Mensch kann niemals den fehlenden Artgenossen ersetzen. Auch paarweise gehaltene Vögel können sehr zutraulich werden, wenn man sich intensiv mit ihnen beschäftigt.

Kanarienvögel und Wellensittiche können bei einem seriösen Züchter oder beim Zoofachhändler erworben werden. Fragen Sie auch beim örtlichen Tierschutzverein nach, ob dort Vögel auf ein neues Zuhause warten. Achten Sie beim Aussuchen der Tiere darauf, ob sich bereits Pärchen gefunden haben. Diese Vögel sollte man nicht trennen, sondern gemeinsam ins neue Heim holen.

Wenn Sie ihrem Vogel einen zweiten zugesellen möchten, stellen Sie zunächst die beiden Käfige nebeneinander, damit sich die Tiere aneinander gewöhnen können. Wenn die Vögel durch das Gitter schnäbeln und trillern, können Sie die Tiere unter Aufsicht zusammenbringen, am besten zunächst auf einem neutralen Territorium wie dem Kletterbaum.

Erwachsene Wellensittichmännchen haben eine leuchtend blaue Wachshaut, die bei den Weibchen beige bis braun gefärbt ist. Möchte man zwei gleichgeschlechtliche Vögel halten, ist es wichtig, daß diese sich gut verstehen. Bei der Haltung eines echten Pärchens muß man sich im klaren darüber sein, daß Nachwuchs ins Haus stehen kann, sofern Nistmöglichkeiten vorhanden sind. In einer größeren Voliere können Wellensittiche und Kanarienvögel auch gemeinsam gehalten werden.

Wellensittiche und Kanarienvögel können 10 bis 15 Jahre alt werden. Prüfen Sie Ihre Lebensumstände daher sorgfältig , bevor sie sich die Vögel anschaffen. Wichtig ist es auch, zu klären, wer die Versorgung der daheim gebliebenen Vögel im Urlaub übernimmt. Auch auf die Verträglichkeit mit anderen Heimtieren muß geachtet werden. So würde etwa das Zusammenleben mit einer Katze für den Vogel permanenten Streß bedeuten.

 

Ring

In Deutschland muss aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen für Papageienkrankheit jeder Papagei, so auch der Wellensittich, einen Ring tragen. Achten Sie darauf , daß der Ring richtig sitzt, er darf weder einwachsen noch darf das Bein anschwellen. Sollte der Ring einmal entfernt werden müssen, ist der Besitzer verpflichtet, ihn aufzubewahren. Auch Kanarienvögel tragen in der Regel einen Ring, anhand dessen z. B. nachvollzogen werden kann, wer den Vogel gezüchtet hat.

 

Käfig

Grundsätzlich gilt: Je größer, desto besser. Die handelsüblichen Käfige sind für die Vögel in aller Regel viel zu klein. Ein Käfig für zwei Tiere sollte mindestens 80 cm, besser 100 cm lang sein bei einer Mindestbreite von 50 cm und einer Höhe von mindestens 80 cm. Runde Vogelkäfige sind ungeeignet, da der Vogel keine Orientierungsmöglichkeit hat.

Generell sind glänzende oder mit weißem Kunststoff überzogene Gitterstäbe weniger günstig,

da einerseits ein Blendeffekt auftritt, andererseits der Kunststoff von Wellensittichen häufig abgenagt wird., was Gesundheitsschäden nach sich ziehen kann. Die Gitterstäbe sollten waagerecht verlaufen, um den Vögeln das Klettern zu ermöglichen. Mindestens einmal in der Woche sollte der Käfig gründlich mit Wasser gereinigt werden.

Eine besonders tiergerechte und zudem auch optisch ansprechende Alternative ist die Einrichtung einer geräumigen Zimmervoliere für mehrere Vögel. Optimal wäre die Kombination mit einem zusätzlichen, durch ein Fenster oder eine Tür erreichbaren Außenraum, in dem die Vögel Sonne und frische Luft genießen können.

 

Zubehör

Die im Käfig angebrachten Plastik- und Holzstangen mit einheitlichen Durchmesser verursachen oft Ballengeschwüre und sollten deshalb durch Naturholzstangen ersetzt werden. Diese federn und ermöglichen den Vögeln aufgrund des unterschiedlichen Durchmessers eine gute Fußgymnastik. Hierfür eignen sich Zweige ungiftiger, ungespritzter Gehölze wie Weide, Ahorn, Pappel, Holunder oder Obstbäume. Lassen Sie die Zweige etwas antrocknen, bevor Sie sie in unterschiedlicher Höhe im Käfig anbringen. Von frischen Zweigen könnten die Vögel Durchfall bekommen.

Mit Sandpapier überzogene Sitzstangen und Beläge des Käfigbodens sind Tierquälerei und führen zu erheblichen Verletzungen. Der Boden sollte mit speziellem Vogelsand abgedeckt werden.

Spiegel oder Vogelattrappen können besonders bei einzeln gehaltenen Hähnen zu Verhaltensstörungen führen und sollten aus dem Käfig entfernt werden. Generell sollte der Käfig nicht mit Spielsachen überfrachtet werden, um den engen Raum nicht noch weiter einzuschränken. Zweige und Äste die regelmäßig erneuert werden, schaffen Abwechslung und werden als Spielzeug gern angenommen. Zur Innenausstattung des Käfigs gehören ein Trinkwasserspender sowie mehrere Futterschälchen für verschiedene Körnerfutter oder Obst. Ein Futterspender verstopft leichter durch leere Samenhülsen und muß täglich ausgeblasen werden. Bei der Haltung von zwei Vögeln empfiehl es sich , zwei Futter- und Wasserstellen einzurichten, damit kein Futterneid aufkommt. Futter- und Trinkgefäße müssen täglich gereinigt und so plaziert werden, daß sie nicht von den auf der Stange sitzenden Vögeln verschmutzt werden können. Auch ein Badehäuschen darf im Käfig nicht fehlen.

 

Standort

Um den Vögeln etwas Schutz zu bieten, eignet sich am besten ein heller , zugluftfreier, ruhiger Platz an der Wand . Der Käfig sollte in Tischhöhe aufgestellt werden. Der Fußboden ist als Standort ungeeignet, da das Annähern von oben zu Schreckreaktionen führen kann. Die Raumtemperatur sollte 18 – 20 Grad Celsius betragen. Da die Vögel empfindlich auf Überhitzung, Temperaturschwankungen und Elektrosmog reagieren, sollte der Käfig weder auf der Fensterbank , noch in der Nähe von Elektrogeräten stehen. Ebenso ist die Küche als Standort ungeeignet, da beim Kochen entstehende Dämpfe, insbesondere Teflongase, für die Vögel giftig sind. Zusätzlich muss darauf geachtet werden, daß das Vogelheim für andere Haustiere wie Hunde oder Katzen unzugänglich ist. Ein einmal ausgewählter Standort sollte möglichst beibehalten werden.

 

Freiflug

Wellensittiche und Kanarienvögel brauchen täglich Freiflug. Dabei ist es jedoch wichtig, mögliche Gefahrenquellen auszuschalten. Fenster und Türen sollten grundsätzlich geschlossen oder mit Fliegengitter abgesichert sein. Glasscheiben sollten zumindest bei den ersten Ausflügen sichtbar gekennzeichnet werden, damit die Vogel nicht dagegen fliegt (z. B. mit Gardinen aus einem Material, in dem der Vogel nicht mit den Krallen hängenbleiben Kann).

Gefäße mit Wasser, in denen der Vogel ertrinken könnte, wie etwa Gießkannen, sollten ebenso aus dem Zimmer entfernt werden. Schranktüren und Schubladen müssen geschlossen sein. Enge Spalten, etwa hinter Schränken, in denen sich die Vögel einklemmen können, sollten entweder verschlossen oder ausreichend erweitert werden. Hochflorige Teppiche und Netzgardinen sind ebenfalls Gefahrenquellen, da sich die Vögel mit den Krallen darin verfangen können.

Da Vögel beim Freiflug gern an Grünpflanzen knabbern, sollten giftige Zimmerpflanzen und Giftpflanzen enthaltende Blumensträuße oder Gestecke entfernt werden. Giftig für Vögel sind u. a.: Efeu, Maiglöckchen, Dieffenbachie, Christrose, Eibe, Goldregen, Narzisse, Weihnachtsstern, Oleander, Hyazinthe, Alpenveilchen Azalee, Krokus.

Gern wird von den Vögeln auch ein im Zimmer freistehender Kletterbaum angenommen. Dieser kann aus einigen verzweigten größeren Ästen ungiftiger und ungespritzter Gehölze leicht selbst konstruiert werden.

 

Ernährung

Das Grundfutter für Wellensittiche und Kanarienvögel besteht aus einer ausgewogenen , handelsüblichen Körnermischung. Der Futternapf muss ständig gefüllt sein, da die Vögel sonst schnell verhungern können. Leckereien wie Kolbenhirse werden gerne gefressen, sollten aber nur in Maßen gegeben werden ( 1 – 2 x pro Woche), um einer übermäßigen Gewichtszunahme vorzubeugen. Auch sehr fetthaltige Sämereien wie etwa Hanf sollten nur sparsam gefüttert werden. Zu einer gesunden Ernährung gehören außerdem Grünfutter und Obst. Beides sollte grundsätzlich frisch verabreicht werden und frei von Pestizidrückständen sein. Das Futter darf weder gefroren noch tropfnass sein. Nicht gefressenes Grünzeug oder Obst sollte abends aus dem Käfig genommen werden, damit die Vögel kein verdorbenes Futter aufnehmen können. An Gemüse eignen sich beispielsweise Salat, Gurken, und Möhren. Avocados und rohe Hülsenfrüchte sind schädlich und dürfen nicht gefüttert werden. Als Obst dürfen Äpfel, Birnen, Weintrauben und Bananen gegeben werden. Auf Zitrusfrüchte sollte man wegen des hohen Säuregehaltes verzichten.

Wer seine Vögel mit Kräutern verwöhnen möchte, kann auf Löwenzahn, Vogelmiere, Petersilie und Hirtentäschel zurückgreifen. Die Kräuter sollten jedoch aufgrund der Abgasbelastung nicht am Straßenrand gesammelt werden.

Vogelgrit sollte den Vögeln ständig in einer separaten Schale zur Verfügung stehen. Die Mischung aus kleinen Steinchen und gemahlenen Muschelschalen unterstützt die Verdauung und wird von den Vögeln gern aufgenommen.

Um ein übermäßiges Schnabelwachstum zu vermeiden, empfiehlt es sich, einen Sepiaschulp oder Kalkstein am Käfig zu anzubringen. Wird er von den Vögeln angenommen, sorgt dies auch für zusätzliche Beschäftigung und deckt zugleich den Kalkbedarf.

Frisches Trinkwasser muss den Vögeln ständig zur Verfügung stehen. Am Gitter angebrachte Trinkwasserspender verschmutzen weniger schnell als offene Wasserschälchen.

 

Umgang

Bei guter Pflege und liebevoller Behandlung können Wellensittiche und Kanarienvögel sehr zutraulich werden. Die Tiere gewöhnen sich um so schneller an einen Menschen, je ruhiger man mit ihnen umgeht. Leckerbissen, die man zuerst ans Käfiggitter steckt, können später vor der offenen Käfigtür auf der Hand angeboten werden. Wenn sich der Vogel nähert und das Futter annimmt, darf man allerdings nicht versuchen, ihn zu greifen, weil er das gerade gewonnene Vertrauen sonst gleich wieder verlieren würde. Grundsätzlich sollte man die Vögel nur in die Hand nehmen, wenn es unbedingt erforderlich ist, etwa zur Kontrolle des Gesundheitszustandes. Das Festhalten des Vogels in der Hand ist für diesen vergleichbar mit dem Gefangenwerden von einem Feind und stellt für den Vogel eine enorme Belastung dar. Zum Einfangen verbringt man den Käfig in einen abgedunkelten Raum. Die Vögel sind dann ruhiger, und ein wildes Umherflattern beim Fangen kann vermieden werden.

 

Gesundheit

Ein gesunder Vogel hat ein glänzendes, glatt anliegendes Federkleid und macht einen munteren Eindruck. Anzeichen wie aufgeplustertes Gefieder , struppiges Federkleid außerhalb der Mauser, Schläfrigkeit, Appetitlosigkeit und Durchfall können Hinweise auf eine Erkrankung sein.

Wenn ein Vogel krank wirkt, sollte er unverzüglich zum Tierarzt gebracht werden, um die Heilungschancen nicht zu verschlechtern. Grundsätzlich ist es wichtig, das Verhalten des Vogels täglich aufmerksam zu beobachten, um Änderungen rechtzeitig zu bemerken.

Vögel können auch von Parasiten, z.B. Milben befallen werden. Dabei entstehen charakteritische schwammartige Veränderungen am Schnabel und an den Beinen. Der Parasitenbefall muss vom Tierarzt mit speziellen Mittels behandelt werden.

Zu lange Krallen müssen fachgerecht gekürzt werden. Dabei dürfen die in den Krallen verlaufenden Blutgefäße nicht verletzt werden. Wer mit dem Krallenschneiden nicht vertraut ist, sollte se sich beim ersten Mal vom Tierarzt zeigen lassen.

 

Die Mauser

Der jährliche Wechsel des Gefieders ist ein physiologischer Vorgang und beginnt in der Regel in den Sommermonaten. Hierbei wird das gesamte Federkleid erneuert. Der Großteil der Mauser findet innerhalb eines Zeitraums von 6 – 8 Wochen statt. Während dieser Zeit braucht der Vogel mehr Ruhe, und das tägliche Bad darf nicht fehlen. Wichtig ist jetzt eine besonders ausgewogene Ernährung mit Grünfutter, Keimlingen, Obst sowie zusätzlichen Vitaminen und Mineralstoffpräparaten ( sogen. Mauserhilfen ). Auch während der Mauser sollten die Vögel weiterhin die Möglichkeit zum Freiflug bekommen. Da nie alle Schwungfedern gleichzeitig gewechselt werden, bleibt die Flugfähigkeit auch während der Mauser erhalten. Falls ein Vogel zu einer ungewöhnlichen Zeit anhaltend mausert, sollte ein Tierarzt zu Rate gezogen werden.

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Nützliche Links dazu finden Sie hier.​

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