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Pflege und Haltung von Aquarienfischen

Einleitung

Wie alle Wirbeltiere sind auch Fische nachweislich schmerzempfindliche, leidensfähige Lebewesen. Im Gegensatz zu anderen Tieren, die häufig in Privathaushalten zu finden sind, haben sie jedoch - gemeinsam mit Lurchen und Reptilien ein entscheidendes Handikap. Sie sind stumm und können daher Leiden und Schmerzen nicht in einer dem Menschen verständlichen Form ausdrücken.

Die Vielfalt des Angebotes und die Farbenpracht vieler Fische verlockt zu Spontankäufen, die die Fische oftmals mit dem Tod bezahlen. Die wenigsten wissen, dass schon geringfügige Störungen im künstlichen Biotop „Aquarium" tödliche Folgen haben können. Fehler werden u. a. bei der Zusammenstellung der Arten, bei Wasserqualität und Temperatur, bei Einrichtung und Fütterung gemacht.

Nach § 2 (1) des Tierschutzgesetzes muss auch derjenige, der Fische hält, betreut oder zu betreuen hat, sie ihrer Art und ihren Bedürfnissen entsprechend ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen. Dies setzt voraus, dass er weiß welche Ansprüche die Fische, die er halten will, an ihre Umwelt stellen und was bei ihrer Haltung und Pflege zu beachten ist. Die Entscheidung, ob ein Aquarium angeschafft werden soll, muss wie bei jeder Heimtierhaltung im Familienkreis beraten und beschlossen werden. Schließlich übernimmt man auf Jahre die Verantwortung für die regelmäßige Betreuung und Pflege von Lebewesen. Auch die Herkunft der Fische sollte den Tier- und Naturfreund bei seiner Kaufentscheidung interessieren.

 

Herkunft

Im Zoohandel werden heute Süß- und Meerwasserfische angeboten. Letztere sind meist Korallenfische aus dem indischen und pazifischen Ozean und aus der Karibik. Bis auf wenige Ausnahmen lassen sie sich nicht im Aquarium vermehren. Es handelt sich daher fast immer um Wildfänge. Wenn Tiere ihrem natürlichen Lebensraum entnommen und in Gefangenschaft gehalten werden, müssen wir uns grundsätzlich damit auseinandersetzen, ob das in der heutigen Zeit noch zu rechtfertigen ist.

Ein verantwortungsvoller Aquarianer kauft keine Wildfänge, sondern beschränkt sein Interesse auf nachgezüchtete Arten. Einzigartige Biotope werden dadurch geschützt. Darüber hinaus sind die Fische an die Hälterung gewöhnt und passen sich daher schneller an die Lebensbedingungen im heimischen Aquarium an.

Zuvor aber muss geklärt werden, welche Tiere überhaupt angeschafft werden sollen. Dabei geht es nicht nur darum, wie viel Geld für die Tiere und das notwendige Zubehör zur Verfügung steht. Wie bei allen Haustieren muss täglich genug Zeit für die Betreuung der Fische und die Kontrolle der Einrichtungen vorhanden sein.

Auf die Einrichtung eines Meerwasserbeckens sollte wegen der hohen Verluste bei Fang, Transport und nachfolgender Hälterung verzichtet werden. Der Betrieb eines solchen Beckens erfordert zudem einen hohen finanziellen und zeitlichen Aufwand, um z.B. die richtige Wasserzusammensetzung oder die richtige Fütterung zu gewährleisten. Korallenfische beanspruchen häufig Reviere und sind auf engem Raum oft untereinander unverträglich. Einige sind Nahrungsspezialisten, die nur mit erheblichem zusätzlichem Aufwand ihren Bedürfnissen entsprechend ernährt werden können.

 

Artgenossen und Vergesellschaftung

Doch auch wer sich für ein Süßwasseraquarium entscheidet, steht noch vor einer Reihe weiterer Probleme. Das Angebot an Süßwasserfischen ist kaum überschaubar. Vom Schwarmfisch bis zum Einzelgänger, vom „Raubfisch" bis zum „Friedfisch" ist alles zu bekommen. Wie soll man sich entscheiden?

Verschiedene Fischarten lassen sich nicht beliebig zusammenwürfeln. Eine artgerechte Fischhaltung ist nur möglich, wenn bei der Auswahl der Fische das Sozialverhalten der einzelnen Tierarten ebenso berücksichtigt wird wie ihr individueller Anspruch an den Lebensraum.

Werden Schwarmfische einzeln oder nur in kleinen Gruppen gehalten, so werden sie nicht nur schreckhaft und blass, sondern aufgrund der permanenten Stresssituation auch besonders anfällig für Krankheiten. Eine artgerechte Haltung ist für diese Fische nur in einem Schwarm von mindestens 10 Tieren möglich. Zu den Schwarmfischen gehören z.B. Neon, Guppy, Black Molly, Keilfleck- und Sumatrabarbe, Schmucksalmler und Trauermantelsalmler. Beim Guppy muss darauf geachtet werden, dass der Schwarm aus mehr Weibchen als Männchen besteht. Schwarmfische sind in der Regel friedlich, auch gegenüber artfremden Fischen, und daher gut zu vergesellschaften.

Paarbildende Fische und solche mit anderen Besonderheiten bei der Fortpflanzung oder der Ernährung sind ungleich schwieriger zu halten. Hierzu gehört z.B. die große Gruppe der Buntbarsche. Diese Tiere beanspruchen ein Revier, das in der Natur meist um ein Vielfaches größer ist als das gesamte Aquarium. Sie sind aggressiv gegenüber Artgenossen. Revierkämpfe im Aquarium enden oft tödlich. Während der Kampf selbst nach Regeln abläuft, so dass die Tiere sich nicht verletzen, wird der Verlierer am Ende umgebracht, weil er das Gebiet „Aquarium" nicht verlassen kann. Ist ein Weibchen laichreif oder hat ein Tier erfolgreich abgelaicht, können sich die Raumansprüche verändern.

Grundsätzlich dürfen Fische, die in der Natur in einem Räuber-Beute-Verhältnis stehen, nicht vergesellschaftet werden.

 

Besatzdichte

Natürlich ist es reizvoll, in einem Aquarium möglichst viele unterschiedliche Fische zu beobachten. Da darf jedoch nicht dazu verleiten, zu viele Fische auf zu engem Raum zu halten. Als grober Anhaltspunkt gilt dass nicht mehr als 0,5 cm Fisch pro Liter Wasser gehalten werden sollten. Untersuchungen haben erge- ben, dass 56% der Aquarien überbesetzt sind, 27% davon stark. Dabei ist die Gefahr groß, dass das Becken aus dem Gleichgewicht gerät (Algenplage, schlechte Wasserwerte) oder Revieransprüche mancher Fischeeinicht berücksichtigt werden. In jedem Fall führt ein Überbesatz zu Stresssituationen, wodurch wiederumr das Auftreten von Krankheiten begünstigt wird.

 

Wasserqualität und Temperatur

Bei der Vergesellschaftung der Fische ist neben dem Verhalten der verschiedenen Arten auch auf die unterschiedlichen Anforderungen an die Zusammensetzung des Wassers und dessen Temperatur zu achten. Je nach Herkunft der Fische kann der Anspruch an die Wasserqualität und -temperatur sehr unterschiedlich sein. Die im Aquarienhandel angebotenen Fische benötigen in der Regel warmes Wasser um 25°C. Auf die Haltung vor Kaltwasserfischen, die Temperaturen unter 18°C benötigen, sollte generell verzichtet werden, weil deren Ansprüche im Privathaushalt kaum zu erfüllen sind.

Grob unterscheidet man die folgenden Wassertypen:

 

- Weichwasser mit Gesamtsalzgehalt und saurem niedrigem pH-Wert' 
   (z.B. die meisten Bäche in Südamerika, Südostasien und Westafrika).
- Weichwasser mit niedrigem Gesamtsalzgehalt und alkalischem pH-Wert (z.B. der Malawisee in Ostafrika).
- Wasser mit mittlerem oder hohem Gesamtsalzgehalt und alkalischem pH-Wert
   (z.B. die meisten Flüsse in Mittelamerika und der Tanganjikasee in Ostafrika).

 

Es versteht sich von selbst, dass nur Fischarten zusammen gehalten werden dürfen, die gleichartige Ansprüche an die Wasserqualität haben. Da in der Regel Leitungswasser für die Aquarien verwendet wird, ist es am einfachsten, für den Besatz diejenigen Fische zu kaufen, deren Heimatwasser den jeweiligen Leitungswasserwerten am nächsten kommt. Ansonsten muss sich jeder Aquarianer kundig machen, wie er das von ihm verwendete Wasser entsprechend verändern kann. Fische können zwar Abweichungen von den optimalen Wasserwerten für eine gewisse Zeit tolerieren. Über längere Zeit führt dies aber zu vermehrter Erkrankung und zum Tod. Die Verlustrate durch falsche Haltung wird allein in Deutschland auf ca. 60 Millionen Fische pro Jahr geschätzt.

Außer den bereits erwähnten Werten Härte und ph-Wert sind z.B. auch Ammonium-, Nitrat- und Eisengehalte wichtig, um die Zusammenhänge in seinem Becken zu verstehen. Entsprechende Literatui und Testreagenzien gibt es im guten Fachhandel.

 

 Strukturierung

Bei der Gestaltung des Aquariums mit Steinen Holz und Pflanzen sollten Sie sich nach den natürlichen Lebensräumen der Aquarienbewohner richten Eine ausreichende Bepflanzung ist für die Sauerstoffversorgung des Aquariums und für die Erhaltung des biologischen Gleichgewichtes unerlässlich Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten müssen unbedingt in ausreichendem Maß vorhanden sein. Da,. erleichtert den Fischen das Miteinander und verringert den Stress. Die verschiedenen Fischarten bean- spruchen unterschiedliche Wasserzonen (Oberflächenbereich, mittlere Zone, Bodenbereich). Dies sollte bei der Schaffung von Verstecken beachtet werden (Höhlen am Boden, Schwimmpflanzen in anderen Bereichen.

Aber auch ausreichender Schwimmraum muss zur Verfügung stehen - besonders für Schwarmfische.

Nur wenigen ist bekannt, dass der Boden im Aquarium nicht zu hell sein darf, da die meisten Fische die Reflektion vom Boden her nicht gewöhnt sind und dies das Wohlbefinden der Tiere erheblich beeinträchtigen kann.

Von oben ist das Aquarium durch eine Glasscheibe abzudecken, damit die Fische nicht herausspringen können.

 

Technische Einrichtung

Zum Süßwasseraquarium gehören folgende technische Einrichtungen: Filteranlage, Beleuchtung, Heizung und evtl. CO 2-System. Ein Meerwasseraquarium muss darüber hinaus mit Abschäumer, Ozonisator und UV-Lampe ausgerüstet sein. Eine Belüftungsanlage (Membranpumpe mit Sprudelstein) sollte für Notfälle vorhanden sein.

Doch auch die ausgeklügeltste Technik ersetzt nicht die ständige Kontrolle der Wasserqualität durch den Aquarianer. Außer der Temperatur sind Wasserhärte, Nitrat-, Nitrit- und pH-Wert regelmäßig zu überprüfen. Auch die besten Filteranlagen können nicht verhindern, dass die Wasserqualität sich im Laufe der Zeit verschlechtert. Abhilfe kann hier nur ein regelmäßiger Wasseraustausch bringen, bei dem etwa 14tägig ca. 1/3 der Wassermenge erneuert werden sollte. Dabei ist darauf zu achten, dass das Wasser nicht direkt aus der Leitung ins Aquarium geführt wird.

 

Fütterung und Pflege

Obwohl die Industrie eine ganze Reihe von Flockenfuttermitteln für Fische anbietet, ist hiermit nicht bei allen Fischen eine artgerechte Ernährung sichergestellt. Die zusätzliche Verabreichung von Frostfutter und gefriergetrocknetem Futter sollte den Speiseplan der Fische abrunden. Lebendfutter ist zwar eine wichtige Ergänzung des Futterplanes, jedoch ist bei selbst gefangenem Lebendfutter Vorsicht geboten, da dabei leicht Krankheitserreger und Parasiten in das Aquarium eingeschleppt werden können. Am besten füttert man mehrmals am Tag und jeweils nur so viel, wie die Tiere sofort wegfressen. Zu reichliche Fütterung verdirbt die Wasserqualität und ist für die Tiere schädlich. Wer sich für Nahrungsspezialisten entschieden hat, muss besonders darauf achten, dass er immer das richtige Futter vorrätig hat.

Der verantwortungsvolle Aquarianer beobachtet täglich die in seiner Obhut befindlichen Fische. Ihr Aussehen und ihr Verhalten gibt Auskunft darüber, ob sie sich wohl fühlen. Futterverweigerung, schnelles Atmen, angeklemmte Flossen, Hautveränderungen oder ungewöhnliches Schwimmverhalten sind ein deutliches Warnsignal. Ursachen können schlechte Wasserqualität (zu hohe Ammoniak-, Nitrat- oder Nitritwerte, Sauerstoffmangel usw.), falsche Wassertemperatur oder auch Überbesatz und falsche Fischzusammenstellung sein. Solche Faktoren führen durch stressbedingte Abwehrschwäche oder direkte Verletzungen zu Infektionen und Tod.

Bei Auftreten von Krankheitserscheinungen müssen je nach Art der Krankheit alle Fische oder nur die erkrankten behandelt werden. Dabei sollte fachlicher Rat (Fischgesundheitsdienste der Veterinärämter, Tiermedizinische Universitäten, Referent für Fischkrankheiten des Verbandes Deutscher Vereine für Aquarien und Terrarienhunde e.V.) eingeholt werden um den Fischen optimal helfen zu können. Die Behandlung sollte wenn möglich in einem separaten Quarantänebecken vorgenommen werden. Das Wasser im Hälterungsbecken ist vollständig zu wechseln. Tote Fische müssen sofort herausgenommen werden.

 

Zusammenfassung

Fische sind schmerzempfindliche, leidensfähige Lebewesen. Wer Fische als Haustiere anschaffen und halten will, muss folgendes beachten:

 

Aus der Sicht des Tier- und Naturschutzes sollte auf den Kauf von Meeresfischen und Wildfängen generell verzichtet werden. Der verantwortungsvolle Aquarianer beschränkt sein Interesse auf Nachzuchten.

Die im Handel angebotenen Süßwasserfische haben sehr unterschiedliche Ansprüche an ihre Umwelt. Nur umfangreiche Kenntnisse schützen Tiere vor Stress, Erkrankung und Tod.

 

Fehlerquellen, die zu vermeiden sind:

  • falsche Wasserqualität

 

  • falsche Wassertemperatur

 

  • falsche Aquariengestaltung

 

  • falsche Zusammensetzung des Fischbestandes

 

  • Überbesatz

 

  • zu kleine Schwärme

 

  • unverträgliche Arten

 

  • Arten mit unterschiedliche Ansprüchen an Wasserqualität, Wassertemperatur und Aquariengestaltung

 

  • zu reichliche Futtergaben

 

  • falsche Pflege

 

  • kein ausreichender Wasserwechsel

 

  • falsche Filterpflege

 

Ebenso wie bei anderen Haustieren sollten Sie sich vor der Anschaffung eines Aquariums folgendes überlegen:

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Ist eine langfristige Betreuung gewährleistet? Ist eine zuverlässige Betreuung auch im Urlaub möglich

Sind ausreichende Kenntnisse und Fähigkeiten zur Haftung von Zierfischen vorhanden?

Steht grundsätzlich genügend Zeit zur Verfügung ?

 

Nur wenn diese Fragen mit ja beantwortet werden können, sollte die Anschaffung eines Aquariums erwogen werden.

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Nützliche Links dazu finden Sie hier.​

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