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Pflege und Haltung von Ratten

Auf einen Blick

  • werden in Durchschnitt nur 2 Jahre alt,

  • können in der Wohnung kaum artgerecht gehalten werden,

  • schlafen fast den ganzen Tag über und sind abends, nachts und früh morgens aktiv,

  • sind ausgesprochen soziale Lebewesen und sollten deshalb nie alleine gehalten werden,

  • haben ein großes Bewegungsbedürftnis und brauchen daher einen geräumigen, gut strukturierten Käfig, sowie täglichen Auslauf,

  • benötigen für ihre Gesundheit eine ausgewogene Ernährung,

  • sind für Kinder, die sich tagsüber mit dem Tier beschäftigen wollen, nicht geeignet.

 

Allgemeines

Eine im Käfig gehaltene Ratte lebt in totaler Abhängigkeit vom Menschen, sie benötigt Pflege und Zuwendung. Es ist daher wichtig, sich gründlich über die Bedürftnisse des neuen Hausgenossen zu informieren, um seinen Ansprüchen an die Haltung gerecht zu werden.

Ratten werden erst abends aktiv. Für Kinder, die sich tagsüber mit dem Tier beschäftigen wollen, ist eine Ratte daher nicht das geeignete Haustier. Es kommt hinzu, dass die Lebenserwartung von Ratten mit 2 bis 3 Jahren sehr kurz ist. 

Die artgerechte Haltung von Ratten ist in der Wohnung kaum möglich. In der Regel hat die Ratte keine Gelegenheit , ihrem Lauf- und Kletterbedürfnis im Käfig nachzukommen. Intensive, tägliche Betreuung in den Abendstunden kann diese wesentlichen Mangel zwar etwas ausgleichen, dennoch sollte sich jeder Tierfreund überlegen , ob er ein Tier halten möchte, dessen arteigenen Bedürfnissen er nicht hinreichend gerecht werden kann.

Wer sich dennoch für eine Ratte als neues Familienmitglied entschieden hat, erfährt nachfolgernd einiges über das Leben und die Bedürfnisse dieser Tiere.

 

Herkunft und Verhaltensweisen

Seit jeher stehen Ratten in engem Kontakt zum Menschen, sie werden als Kulturfolger bezeichnet. Weltweit gibt es 570 Rattenarten, doch nur zwei davon leben bei uns. Beide gehören zur Gattung der echten Mäuse (Murinae). Die zierliche Haus- oder Dachratte (Rattus rattud) bzw. ihr Rattenfloh war im Mittelalter der Pestüberträger. Ratten zählen auch heute noch für viele Menschen zu den Ekeltieren. Man hatte sie zum Hauptverantwortlichen für die Übertragung der Beulenpest gemacht, obwohl die Ansteckung nur über den Rattenfloh erfolgen konnte Inzwischen gilt es als erwiesen , daß vor allem die schlechten hygienischen Zustände der damaligen Zeit als Ursache für das Ausbrechen und die Ausbreitung der Seuche anzusehen sind. Heute steht die selten gewordene Hausratte auf der roten Liste der gefährdeten Wildtiere in Mitteleuropa.

Ratten leben aufgrund ihrer großen Anpassungsfähigkeit in den unterschiedlichsten Klimazonen und Biotopen. 

Die Ratte hat ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Sie erkennt ihre Gruppenmitglieder am Geruch. Bei jeder Begegnung werden Duftkontrollen durchgeführt. Fremde Artgenossen mit einem fremden Geruch werden als Reviereindringlinge bekämpft. Um heftige Ausein-andersetzungen zu vermeiden, sollten Ratten deshalb zur gemeinsamen Haltung möglichst als Jungtiere zusammengeführt werden.

Die in einer Gruppe lebenden Tiere bilden eine Rangordnung aus, welche in Rangkämpfen festgelegt wird und sich stets neu bilden kann. Die Verständigung untereinander erfolgt durch eine ausgeprägte Körpersprache, Duftsignale und hoch frequente Laute, die sich überwiegend im Ultraschallbereich bewegen und somit für unsere Ohren nicht erfaßbar sind.

Als Nachttier verfügt die Ratte über kein besonders gutes Sehvermögen bei Tageslicht. Vor allem Albinos sind extrem lichtempfindlich. Farben sehen ist nicht möglich. Im Gegensatz zu anderen Säugetieren und dem Menschen fehlen die dafür notwendigen Sinneszellen ( Zapfen) in der Netzhaut der Augen.

Der Geschmacksinn dieser Nager ist dagegen hervorragend. Tasthaare um Nasen- und Mundöffnung sowie an den Pfoten und am Schwanz dienen der Orientierung im Raum auch in der Dunkelheit.

Ratten haben einen Wach- Ruhe – Rhythmus von ca, 2 bis 4 Stunden. Die Haupt- Aktivitäts-zeiten liegen in den Abend- und Nachtstunden. Tagsüber schlafen sie die meiste Zeit.

 

Haltung

Bevor man seinen neuen bzw. seine „Mitbewohner" im Zoofachhandel aussucht, sollte zunächst das örtliche Tierheim aufgesucht werden. Der Weg dorthin wird sich lohnen, da viele unüberlegt angeschaffte Ratten hier auf einen neuen Besitzer warten. Vorsicht ist dagegen bei Tieren geboten, die aus Zuchtexperimenten stammen. Bei Ratten gibt es ursprünglich stammspezifisch geförderte und deshalb z.T. recht ausgeprägte Anfälligkeiten für ganz bestimmte Erkrankungen (z.B. Blutkrebs, Tumore). Diese Anlagen finden sich zu einem gewissen Grad noch im Erbgut vieler Rattenzuchten.

Ratten sind als in Großfamilien lebende Rudeltiere äußerst soziale Wesen und sollten deshalb möglichst mindestens zu zweit gehalten werden. Ohne den ständigen Kontakt zu Artgenossen verkümmern sie. Die Befürchtung, dass bei einer Haltung von mehreren Ratten eine Bindung an Menschen schwieriger zu erreichen ist, ist unbegründet. Zwei oder mehrere Tiere werden ebenso zutraulich wie eine einzeln gehaltene Ratte, wenn sich der Halter täglich mit ihnen beschäftigt. Aber auch mehrere Ratten brauchen regelmäßige und ausgiebige Zuwendung. Die Tiere sollten gleichen Geschlechts sein, da sich ansonsten die Anzahl der kleinen Mitbewohner innerhalb kurzer Zeit rapide vergrößert. Soll ein bereits erwachsenes Tier ein Artgenosse zugesellt werden, klappt dies gewöhnlich mit einem Jungtier am besten. Erwachsene Weibchen sind untereinander verträglicher als Männchen.

Für die bewegungsfreudigen Ratten sind die handelsüblichen Käfige für Nager in der Regel viel zu klein. Speziell auf die Bedürfnisse von Ratten zugeschnittene Heimtierkäfige sind nicht im Handel erhältlich. Bewährt haben sich große Streifenhörnchen- oder Papageienkäfige bzw. mehrere miteinander verbundene Käfige. Der Gitterabstand sollte 1 bis 1,5 cm betragen, damit auch Jungtiere nicht entweichen können. Die Vergitterung muß querverdrahtet sein, damit die Tiere klettern können. Auch bei täglichen Auslauf sollte der Käfig für 2 bis 4 Ratten mindestens 80 cm hoch, 150 cm lang und 50 cm tief sein. Die Einrichtung des Käfigs muss Möglichkeiten zum Klettern, Verstecken, Schlafen, sowie Platz zum Aufrichten, Spielen und zum Nagen (ungehandelte Äste) bieten. Als Schlafplatz eignen sich sowohl Meerschweinchenhäuser aus Plastik (Holz wird benagt, außerdem kann es schimmeln) als auch dunkle Röhren aus dem Baumarkt (70- 120 mm). Mit letzteren lassen sich ganze Gangsysteme anlegen, die von den Ratten gerne als Verstecke genutzt werden. Plattformen bzw. Etagen, die mit Leitern verbunden sind, können als zusätzliche Verweilplätze dienen. 

Die Futterschalen sollten aus Keramik oder Glas bestehen, damit sie nicht kippen, wenn die Ratte sich auf den Rand setzt. Sie sollten sich auch leicht säubern lassen. Eine ca. 15 cm über dem Boden aufgehängte uns stets mit ausreichend frischem Wasser gefüllte Nippeltränke eignet sich als Trinkflasche.

Eine geräumige und gut belüftete, mit Streu versehene Transportbox kann sowohl für den Transport zum Tierarzt als auch als Aufenthaltsraum beim Käfigputz dienen. Als Einstreu empfiehlt sich die im Handel übliche saugfähige Heimtiereinstreu. Sägemehl, Torf oder Hobelspäne aus der Tischlerei sind zu staubig. Der Staub führt zu Augenreizungen und Atemwegserkrankungen und ist ebenso wie Zeitungspapier (giftige Druckerschwärze) als Einstreu nicht geeignet. Die gesamte Einstreu sollte mindestens einmal, besser zweimalwöchentlich ausgewechselt werden. Zum Auspolstern der Schlafstätten eignet sich Heu, Stroh oder Zellstoff. Mindestens einmal in der Woche sollte auch das Nestmaterial ausgetauscht werden. Die Futternäpfe sind ebenfalls mindestens einmal pro Woche gründlich zu reinigen.

Mitentscheidend für das Wohlbefinden der Tiere ist der Standort des Käfigs. Ratten erkranken bei Zugluft und Kälte und sind bei Lärm Stress gefährdet. Der Käfig darf auf keinen Fall direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein. Der ideale Stellplatz ist deshalb ruhig, trocken, hell, Zugluft geschützt und leicht erhöht und hat eine Raumtemperatur von 18 bis 23 C. Zusätzlich muss darauf geachtet werden, daß das Rattenheim für andere Haustiere wie Hund oder Katze unerreichbar ist.

Da selbst ein großer und optimal eingerichteter Käfig dem Bewegungsdrang und dem Erkundungsverhalten von Ratten nicht gerecht werden kann, sollten der zahmen Ratte täglich ein bis zwei Stunden Auslauf im Zimmer gestattet werden. Wichtig ist jedoch, dass das Zimmer „rattensicher" ist. Da Möbel, Elektrokabel, Bücher , Pflanzen (können giftig sein) usw. von den Nagern nicht geschont werden, empfiehlt es sich, die Tiere nur unter Aufsicht laufen zu lassen. Schranktüren, Schubladen, enge Spalten zwischen Möbeln und Wand usw. dürfen für die freilaufende Ratte nicht zugänglich sein. Ein Hauptproblem beim Freilauf besteht darin, daß Ratten überall Kot und Urin absetzen, was unseren Hygienevorstellungen nicht entspricht. Wer Ratten als Heimtiere halten will, muß sich vorher überlegen, ob er damit zurecht kommt.

 

Umgang

Ratten können sehr zutraulich und verschmust werden, wenn sie in jungem Alter schon an Menschen gewöhnt wurden. Dabei gilt: Je mehr sie sich mit ihren Tieren beschäftigen, umso zutraulicher werden sie. An Menschen gewöhnte Tiere lassen sich gern auf dem Arm oder auf der Schulter spazieren tragen, wobei sie die Umgebung beobachten und gleichzeitig Körperkontakt mit dem Halter haben können. Im Vergleich zu anderen Nagetieren sind sie auffallend intelligent und lernfähig.

Da die Hauptaktivitätsphasen der Ratte in den Abend- und Morgenstunden liegen, sollten der regelmäßige Freilauf und die Zuwendung grundsätzlich zu diesen Tageszeiten erfolgen.

Indem man mit einer Hand unter ihren Bauch und mit der anderen Hand schützend über den Rücken greift, kann die Ratte aufgenommen werden. Keinesfalls sollte man die Ratte am Schwanz anheben. Dies ist für die Ratte äußerst unangenehm und kann auch zu Verletzungen führen, da die empfindliche Schwanzhaut nicht dazu geeignet ist, das gesamte Körpergewicht zu tragen. Ruckartige Bewegungen müssen unbedingt vermieden werden, da Ratten sich leicht erschrecken. Das einmal gewonnene Vertrauen kann schnell verloren gehen.. Kinder sollten den korrekten und behutsamen Umgang mit dem Tier unter Anleitung lernen.

 

Ernährung

Heimtierratten sind Gemischtköstler, sie ernähren sich jedoch überwiegend vegetarisch. Eine gesunde und ausgewogene Kost ist für die Nager äußerst wichtig. Gefüttert wird am besten am späten Nachmittag oder frühen Abend. Aus hygienischen Gründen wird das Futter grundsätzlich in einem Futternapf bzw. zusätzlich auch direkt aus der Hand angeboten.

Als Grundfutter dient eine speziell für Ratten u.a. aus verschiedenen Flocken, Körnern, Nußfrüchten und ölhaltigen Sämereien bestehende Trockenfuttermischung bzw. ein Alleinfuttermittel in Pelletform, das im gut sortierten Zoofachhandel erhältlich ist. Etwa 1/3 der Tagesration sollte aus frischen Leckerbissen wie verschiedenen Obstsorten ( keine Zitrusfrüchte), Gemüsesorten und frischem Grünzeug bestehen.

Als Grünfutter können unter anderem Salat, Löwenzahn und Gänseblümchen gegeben werden. Grünfutter darf niemals angewelkt gefüttert werden. Dann nämlich bilden sich im Darmtrakt Gase. Auch Kohlsorten können solche Gärungsprozesse hervorrufen und sollten daher nicht verabreicht werden. Als Obst und Gemüse können Äpfel, Birnen, Bananen, Weintrauben, Tomaten, Karotten, Blatt- und Feldsalat, Futterrüben und Gurken gegeben werden. Grundsätzlich muß das Futter frei von Pestizidrückständen sein. Aus dem Kühlschrank entnommene Rattennahrung ist vor dem Füttern auf Raumtemperatur zu erwärmen. Auch getrocknete Früchte werden gern gefressen.

Obwohl Ratten sich überwiegend von pflanzlicher Nahrung ernähren, verschmähen sie auch tierische Eiweiße in Form von Mehlwürmern, Quark, Joghurt, Käse und hart gekochtem Ei (am besten mit kalkhaltiger Schale)nicht. Gelegentliche Leckerbissen wie Zwieback, Knäckebrot, Nüsse in der Schale (keine Mandeln oder Paranüsse!), gekochte Nudeln, Reis oder Kartoffeln sind heiß begehrt und dürfen deshalb nur in kleinen Mengen gegeben werden, da Ratten schnell zu dick werden.

Die Nagezähne der Ratte wachsen ständig nach und müssen durch Benagen von harten Gegenständen abgenutzt werden. Getrocknete, hartes Brot und ungespritzte Zweige von Obstbäumen, Weiden oder Buchen sind dazu gut geeignet.

 

Gesundheit

Sowohl bei der Auswahl (am besten abends, da die Ratte dann aktiv ist) als auch bei der Haltung einer Ratte sollte man besonderes Augenmerk auf die Gesundheit des Tieres richten. Bei artgemäßer Haltung werden Ratten selten krank.

Eine gesunde Ratte hat ein glattes, glänzendes Fell und einen wohlgenährten Körper. Während ihrer abendlichen Aktivitätsphase ist sie lebhaft, neugierig und hat Appetit. Die Augen des Tieres sind klar und glänzend, die Augenränder dürfen nicht verklebt sein. Verkrustete Nasenöffnungen sind ein typisches Anzeichen für ein krankes Tier. Rasselnde, knackende und keuchende, bisweilen mit heftigem Niesen und Nasenausfluß gekoppelte Atemgeräusche sind sehr ernste Krankheitsanzeichen.

Bei älteren Ratten treten gehäuft Geschwulstbildungen auf, die in etwa der Hälfte der Fälle gutartig sind. Aber auch Jungtiere können von solchen Gewebeveränderungen betroffen sein. Werden Tumore rechtzeitig erkannt, können selbst bösartige Geschwüre durch operative Entfernung erfolgreich behandelt werden.

Für jeden Tierhalter muß es selbstverständlich sein, bei den ersten Anzeichen einer Erkrankung (z.B. deutlich verminderte Aktivität, Appetitlosigkeit, tränende Augen, deutliche Atemgeräusche usw.) sofort den Tierarzt aufzusuchen.

Die Lebenserwartung einer Ratte beträgt zwischen 1,5 und 3 Jahren, wobei der Durchschnitt bei ca. 2 Jahren liegt. Bereits mit eineinhalb Jahren können bei Ratten die ersten Alterserscheinungen auftreten; sie klettern nicht mehr so viel, werden ruhiger und das Fell wird matter. Tiere mit einer dunklen Fellfärbung bekommen eine graue Schnauze. Da die Sehfähigkeit abnimmt und einige Ratten im Alter blind werden können, sollte man die Einrichtung des Rattenheims nicht mehr verändern. Die Tiere finden sich dann mit Hilfe der Tasthaare gut zurecht.

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Nützliche Links dazu finden Sie hier.​

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